Der Regisseur, selber ein Emigrant, führt ein Tagebuch, das wie ein roter Faden die Geschichten von vier Frauen, einer Autorin, einer Schauspielerin, einer Theaterschaffenden und einer Illustratorin, die aus dem heutigen Russland emigrieren mussten, verbindet. Sie sprechen über ihr neues Leben im Exil und reflektieren über die Tausenden russischen Europäer, die ein Jahrhundert zuvor gezwungen waren Sowjetrussland zu verlassen.
Die Arbeit an diesem Dokufilm ist auch persönlich sehr bewegend. Schon länger wollten Regisseur Sergei Kachkin und ich gemeinsam an einen Film arbeiten. Er in Moskau, ich in Wien.
Im März 2022 wurde aber klar, dass er Russland verlassen würde. Die Situation war bereits eine Zeit lang äusserst schwierig, aber der Angriff auf die Ukraine liess keinen Zweifel – das System war vollständig gekippt.
So wie ihm ging es vielen russischen Kulturschaffenden, die Russland verlassen haben und nun im Exil in verschieden Ländern Europas leben.
In The History Rhyme verarbeitet er seine persönliche Erfahrung und die der vier russischen Künstlerinnen, die bekannte Autorin Lyudmila Ulitskaya in Berlin, die Schauspielerin Chulpan Khamatova in Riga, die Theaterkritikerin und schauspielerische Leiterin der Salzburger Festspiele Marina Dawydowa und die Illustratorin Dasha Berleshina aus Paris. Sie befinden sich nicht aus freiem Willen im Exil, haben völlig unterschiedliche Voraussetzungen, aber müssen alle ihren Platz finden in einer völlig neuen Lebensrealität.
Was die Dauer des Krieges in der Ukraine angeht, sind alle Hoffnungen gestorben. Fast zwei Jahre nach dem Angriff weitet sich der Krieg aus. Schon über hunderttausend Tote, unglaubliche Zerstörung. Russland steht abgeschottet von der Weltgemeinschaft und die Repression im Land nimmt immer unvorstellbarere Formen an.